Eine Seefahrt die ist (nicht) lustig…

Fähre von Ancona nach Patras - unsere Erfahrung

Wir lassen die vorherigen Blogeinträge - siehe hier - hinter uns und steigen direkt ein, auf die Fähre von Ancona in Italien nach Patras in Griechenland. Denn: Nach kurzer Recherche im Internet wurde uns schnell klar, dass wir die ca 1.500km lange Auto-Route entlang der Adriaküste lieber auf dem Rückweg Mitte des Jahres (wärmer) in Richtung Deutschland machen wollen und für die Hinfahrt den bequemen, motorschonenden und günstigsten Weg über See wählen. Wir fuhren mit dem Anbieter Minoan Lines (gehört zu Grimaldi Lines). Im Grunde gibt es allerdings auch nur zwei Anbieter. Unseren und Anek Lines. Ganz pragmatisch war für uns ausschlaggebend die an jenem Tag gut gelegene Abfahrtszeit in Ancona, weshalb wir mit Minoan Lines fuhren. Inklusive Fahrzeug haben wir in der Vorsaison, in der wir uns befinden, nach Abzug der Frühbucher- und ADAC-Rabatte übrigens nur ~220€ gezahlt, um die knapp 24 stündige Fähre nutzen zu können. Bei Dieselpreisen von über 1,60€ pro Liter und einem ungefähren Verbrauch von 10L auf 100km rechnet sich das nicht nur finanziell.

https://www.minoan.it/images/en/2020/greece/maps/map-ferries-italy-greece-ancona-patras-grimaldi-lines-minoan-lines.jpg

Seeweg von Ancona nach Patras
Quelle: https://www.minoan.it/images/en/2020/greece/maps/map-ferries-italy-greece-ancona-patras-grimaldi-lines-minoan-lines.jpg

Besser einen Puffer einplanen

Zum Glück haben wir vorausschauend geplant und sind entsprechend mit Puffer in Deutschland losgefahren, sodass wir durch Österreich und Italien mit Reservezeit reisten: Unsere gebuchte Fähre von Ancona nach Patras wurde nämlich drei Tage vor Abfahrt gecancelled, worüber wir fairerweise per SMS und E-Mail hingewiesen wurden. Man bot uns an

  • am gleichen Tag mit einer anderen Fähre der gleichen Gesellschaft nach Igoumenitsa zu fahren (ungefähr 280 Straßenkilometer von Patras enetfernt);

  • bei gleichem Ziel an einem früheren oder späteren Tag zu fahren,

  • oder mit einer anderen Fahrgesellschaft am gleichen Tag zu reisen.

Kurzum entschieden wir uns einen Tag früher als geplant zu fahren (anstatt mit der Zeus PALACE nun auch mit der Europa PALACE).
Die Organisation bzw. Abwicklung per E-Mail lief übrigens erstaunlich reibungslos.

Wir kamen ~2 Std vor Abfahrt am Hafen von Ancona an, konnten ohne nennenswerte Wartezeit unsere Tickets am Schalter abholen und fuhren, nach 10 minütiger Wartezeit am Terminal selbst, an Bord. Wie auf Autofähren üblich werden die Fahrzeuge auch hier dicht an dicht gestellt. Sie wissen hoffentlich was sie tun...
Funfact: Entgegen der anderen Rezensionen im Netz legten wir zu unserer Überraschung sogar zwei Minuten eher ab, als der Fahrplan angegeben hatte.


Die alte Europa Palace

Zur Fähre - Europa PALACE - können wir nur sagen, dass das Schiff merklich einige Jahre auf dem Buckel hat. Verzogene und dadurch schwer zu öffnende Türen, die durch diesen Umstand auch nur mit einem lauten Knall zurück ins Schloss fallen; in den öffentlichen Bereichen liegt der Gestank von Zigaretten in der Luft und die Toiletten sind natürlich ebenfalls nur spärlich erneuert worden. Risse & Löcher in den Wänden, defekte Toiletten und der Charme einer zwanzig Jahre alten Auto- Mittelmeerfähre, die mehr schlecht als recht gepflegt wurde, sind die Dinge, auf die man sich bei dieser Art Fähre offenbar einlässt. Als wäre eine Autofähre die Reaktivierung eines Kreuzfahrtschiffes, das nach 50 Jahren Nutzung in den verdienten Ruhestand geschickt, und aufgrund von Mitarbeitermangel gezwungen wird in einem entfernt verwandten Beruf weiterzuarbeiten.

Tipps für die Überfahrt ohne Kabine

Wir hatten uns für einen Aufenthalt an Deck (keine Kabine oder Sessel) entschieden - immerhin hätte die günstigste Kabine um die 250€ Aufpreis gekostet. Schade, dass diese Möglichkeit besteht, es allerdings keine dafür vorgesehenen Räumlichkeiten gibt. Ruheräume oder einfache Liegen an Bord z.B.. Wir mussten uns dann (im Februar ist es in der Nacht am Panoramadeck dann doch zu kalt) im allgemeinen Aufenthaltsbereich niederlassen und wohl oder übel die Lautstärke der anderen Gäste (inkl. Fernsehgeräte) und von einigen ebenfalls den ungehemmten "Genuss" von Zigaretten hinnehmen. Leider ist das sonst freundliche Personal offenbar nicht angehalten das Rauchen in den Räumlichkeiten an Bord zu untersagen. Schade.
Dass 9 von 10 Gästen es darüber hinaus nicht für nötig erachteten angemessenen Mund-Nase-Schutz zu tragen ist vom Personal leider ebenfalls nicht beachtet worden. Fragwürdig. Zumal das Personal größtenteils Masken trug.

Die Überfahrt an sich war ruhig und dadurch angenehm. Durch gutes Wetter wenig Seegang und damit Schaukeln des Schiffes. Im Februar war die Fähre außerdem nur wenig ausgelastet und es gab grundsätzlich ausreichend Platz in den Aufenthaltsräumen. Die Durchsagen an Bord kratzen mehr in den Ohren, als dass sie informierten und beschränkten sich überdies auf die zwei Hinweise, dass erstens der Shop geöffnet habe und zweitens das Restaurant zur Verfügung stünde. Wie zu erwarten war, waren die Shop-Preise tatsächlich in keinster Weise attraktiv. Selbstverpflegung ist hier ratsam.
Nach ca 24h Fahrtzeit ist der Zielhafen im sonnigen Patras dann erreicht und eine große Etappe geschafft.


Unser Fazit zur Fährverbindung von Italien nach Griechenland:

Alles in allem ist in der Nebensaison vor allem der niedrige Preis in Kombination mit der dadurch vermieden eigenen PKW-Anreise über die ~1.500km der Adriaküste bzw. das Hinterland das Argument mit einer solchen Fähre zu fahren. Eigene Decken und eigene Verpflegung an Bord sind in jedem Fall sinnvoll. Wenn wir den anderen Rezensionen trauen dürfen, dann können wir nur erahnen, wie unsere Situation in der Hochsaison wohl ausgesehen hätte... Bei höherer Auslastung und damit mehr Autos kommt natürlich auch mehr Wartezeit im Hafen und weniger Platz auf der Fähre an sich hinzu. Ganz zu schweigen von dem ohnehin höheren Preis.

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