Park4Night - Wie wir unsere Stellplätze für eine Nacht finden!

Wer in einer Mietswohnung lebt kennt es nicht anders, als jeden Monat einen Geldbetrag an seine Wohnungsvermietung zu überweisen. Einfach so. Ausschließlich, damit man in der besagten Wohnung leben darf und nicht auf der Straße schlafen muss.
Als Ninja und ich die Wohnung kündigten und in unseren Van James einzogen, um mit ihm auf große Reise zu gehen, war uns klar, dass wir in diesem Jahr keine Miete mehr zahlen werden. Zumindest nicht in der Art, in der wir es zuvor gemacht hatten. Gleichzeitig wussten wir nicht so recht, wie es denn nun genau laufen wird… Stehen wir mit unserem Van ab sofort wirklich irgendwo in der Pampa, dort wo wir niemanden stören und wo auch niemand Platzmiete verlangt, oder stehen wir doch häufig auf Campingplätzen, die ja nichts anderes sind als Parkplätze für das (temporäre) Zuhause der Menschen, die irgendjemand irgendwann angelegt hat und jener sich nun auch pro Tag dafür Miete geben lässt?

Überhaupt stellte sich uns, da wir autark unterwegs sein möchten, die Frage, wo darf man sich mit einem Camper überhaupt hinstellen und übernachten?

Unser taumhafter Stellpatz in der Nähe Eksjö’s - hast du James schon entdeckt?! ;)

Wo ist das Wildcampen überhaupt erlaubt?

Bevor wir unsere persönlichen Erfahrungen kundtun, hier also so kurz wie möglich eine theoretische und objektive Zusammenfassung der (rechtlichen) Lage (ohne Gewähr; Stand 2021):

In Deutschland prinzipiell nirgendwo. Zumindest dann nicht, wenn es nicht ausdrücklich erlaubt ist. D.h. sich einfach an eine Straße stellen und dort übernachten geht in der Regel nicht. Auch in den anderen Europäischen Ländern sieht es nicht wirklich anders aus. Die romantische Vorstellung mitten im Nirgendwo zu campen ist also entweder bereits im ersten Akt passé oder wird in der Theorie nur sehr selten wahr. Aber: Viele Camper biegen das Recht bzw. nutzen eine quasi Grauzone aus, indem sie sich darauf berufen sich ausruhen zu müssen, um die „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ zu gewährleisten. Vereinfacht gesagt lautet das Argument in solchen Fällen: Ich muss hier jetzt schlafen, weil ich übermüdet war und einfach nicht mehr weiterfahren konnte. Also nicht mehr fahrtüchtig war.

Aus Erfahrung können wir sagen, dass diese Grauzone immer häufiger ausgenutzt wird, um das eigene Wildcampen zu rechtfertigen (in der Hoffnung, die Polizei / Ordnungsamt zeigt sich verständnisvoll und gnädig, oder kann im Zweifelsfall nicht das Gegenteil beweisen). Mittlerweile hat es allerdings wegweisende Gerichtsbeschlüsse gegeben, die diesem Ausnutzen der Grauzone deutlich Grenzen aufzeigen. Zum einen darf man kein campingübliches Verhalten an den Tag legen. Sprich die Stühle herausstellen, die Markise herausfahren und den Grill anschmeißen ist nicht Teil besagter “Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit”. Auch das Trinken von Alkohol steht bekanntlich im Gegensatz des Fahrtüchtigwerdens. Und sollte man zu zweit unterwegs sein, ist es so oder so eher unwahrscheinlich, dass dieses Argument durchgeht. Schließlich fahren ja nicht beide Insassen das Fahrzeug, sondern eine/r ruht sich aus, während der Fahrer/in sich auf den Verkehr konzentriert. Ebenfalls erwähnenswert ist das Urteil, dass Wohnmobilisten durchaus damit rechnen müssen, an einen vollen Campingplatz zu geraten und sie in Folge dessen eine Weiterfahrt im Vorhinein hätten einplanen müssen (siehe Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht (OLG): Az.: 1 Ss-OWi 183/19 vom 7. Juli 2020).

Trugschluss allemansrätt - Schafft das Jedermannsrecht Abhilfe? Nein!

Viele Skandinavienreisenden berufen sich fälschlicherweise nur zu gern auf das so genannte allemansrätt also das Jedermannsrecht. Was das ist? Vereinfacht gesagt ist dies ist ein uraltes, in den Landesgesetzen verankertes, Recht eines jeden Menschen auf die Nutzung der Wildnis. Mitunter ist es dadurch erlaubt in der Wildnis zu campen (wenn man selbige respektiert und nicht zumüllt etc.). Ein gefundenes Fressen für alle Wildcamper.
ABER auch hier lohnt sich die genauere Recherche: Denn dieses Recht bezieht sich ausschließlich auf das Übernachten im Zelt. Nicht jedoch auf das Übernachten im Wohnwagen etc.. Nun steh ich hier, ich armer Thor…

So viel zur Theorie. Nun die Praxis:

Für Ninja und mich war das Fragezeichen im Kopf also erstmal groß, wohin es uns in James also verschlagen würde. Geholfen hat uns eine App, die in der Campingwelt seit langem nicht mehr wegzudenken ist. Eine simple Idee genauso simple umgesetzt - sie heißt Park4Night. Also sinngemäß übersetzt: “Parken für eine Nacht” und ist kurzgesagt ein einfache Stellplatzfinder.
Die Funktionsweise der kostenlosen App beruht auf dem Schwarmwissen der weltweiten Campinggemeinde. Jede/r Camper kann dort ihm/ihr bekannte Parkplätze, Tagesparkplätze, Stellplätze, Versorgungsstationen (Frischwasser auftanken und Grauwasser ablassen) gemütliche Picknickplätze und noch einiges mehr mit Koordinaten/einer Adresse versehen eintragen. Ergänzt wird die Eintragung mit einer kurzen Beschreibung, welche Besonderheiten es dort gibt (sind Toiletten vorhanden?; ist es dort ruhig?; ist der Platz direkt an einem See gelegen?) und im besten Fall natürlich, ob das Campen im Wohnmobil dort erlaubt ist. Sobald der Ort eingetragen ist, können die anderen Mitglieder der Community diesen sehen und es als Anlass nehmen genau dort hinzufahren. Anschließend vergibt man zwischen 1 und 5 Sternen und fügt einen Kommentar hinzu. Für Ninja und mich sind (wir sind dank Solar auf dem Dach und großem Wassertank ausschließlich einmal in der Woche auf Frischwasser angewiesen und können demnach theoretisch überall stehen) vor allem Stellplätze für die Nacht interessant. Durch die große Anzahl der Nutzer und das einfache Prinzip der App gibt es mittlerweile unzählige Eintragungen für Stellplätze für eine Nacht, sodass wir auf unserer 12-monatigen Europareise wirklich an einer Hand abzählen können, wie häufig wir auf einem kostenpflichtigen Stellplatz waren. Die anderen Übernachtungen waren für uns immer kostenlos und genauso unkompliziert.

Park 4 Night Interface

Park 4 Night App

So sieht das Interface der Park 4 Night App aus. Durch verschiedene Filter kann man sich Stellplätze, Serviceplätze oder Campingplätze uvm. anzeigen lassen und diese ganz einfach ausprobieren, als Favorit speichern (Sternchen) und anschließend bewerten.

Das “Problem” mit Park4Night

Der Nachteil an dieser Art des Schwarmwissen: Je mehr Menschen diese App nutzen, desto voller kann es an den einzelnen Plätzen auch werden. Dies kann mitunter dazu führen, dass die Stellplätze bereits früh am Tag besetzt sind, und man sich für einen anderen Platz entscheiden muss. Das erinnert einen dann schon an das Handtuch am Pool… Andere Camper sahen in unserem Wohnmobil eine Möglichkeit für eine enge nachbarschaftliche Beziehungen. Sie stellten sich folglich mit ihrem Gefährt unmittelbar neben uns, sodass man die Fenster kaum öffnen konnte oder sich direkt ein Radio hätte teilen können. Das ist nicht unbedingt jedermanns Sache, und doch noch verträglich.

Damit einher geht allerdings auch, dass manche Plätze sinnbildlich übervölkert sind und die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass sich unter den Campern auch schwarze Schafe befinden, die diese öffentlichen Plätze zumüllen oder beschädigen. Und das ist wirklich eine schlechte Entwicklung. Als Folge dessen liest man nämlich zunehmend in den Kommentaren zu den Stellplätzen, dass mehr und mehr Verbotsschilder das Übernachten auf den Plätzen untersagen. Was also tun?

Wenn Ninja und ich einen Platz eigenständig gefunden haben, der noch nicht auf Park4Night eingetragen war, haben wir ihn auch gar nicht erst eingetragen. Klingt vielleicht egoistisch, aber wir finden, dass wir Menschen uns auch nicht überall hinquetschen müssen, sondern der Natur und ggf. den Anwohnern ihren Raum lassen sollten! Ergänzend zu diesem Punkt sei noch gesagt, dass es natürlich keinen Betreiber eines Campingplatzes freut, wenn die Wohnmobile 2km hinter der eigenen kostenpflichtigen Anlage irgendwo im Wald stehen und er/sie somit leer ausgeht.

Darüber hinaus haben Ninja und ich in Bezug auf die Verschmutzung der Plätze versucht diesen Trend umzukehren, indem wir den bereits vorgefundenen Müll eingesammelt und entsprechend in Mülleimer entsorgt haben… Und glaubt uns, es war jedes Mal traurig viel Müll, den wir eingesammelt haben. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen.

Habt auch ihr Erfahrungen mit der App Park4Night gemacht, oder nutzt ihr eine andere? Lasst unten gern einen Kommentar da!