Oh, wie schön ist… Griechenland?

Griechenland erlebt dieses Jahr einen der kältesten und längsten Winter des letzten Jahrhundert. Was dies konkret bedeutet sollten wir in den folgenden Wochen selbst erleben.

Nach unserem letzten Halt – den ihr hier nochmal nachlesen könnt – führte unser Weg stets entlang der Küste ins kleine und absolut niedliche Koroni. Gelegen am südlichsten Zipfel des „ersten Fingers“ des Peloponnes – Messenien – geht es hier Ende Februar noch ziemlich verschlafen zu: Die Tavernen haben – wenn sie überhaupt schon geöffnet haben – meist nur eingeschränkte Speisekarten und auch der Wochenmarkt besteht nicht wie in der Hochsaison aus dutzenden Ständen, sondern aus etwas mehr als zehn. Angeboten wird sinngemäß das „Übliche“: Feta-Käse, Oliven, Orangen, Zitronen, Gurken, Tomaten, Kartoffeln. Wir füllen natürlich gerne unsere Vorräte mit diesen lokalen Lebensmitteln, doch geben wir auch zu, dass wir uns auf Spanferkel, Saganaki, Gyros und allerlei anderer Köstlichkeiten gefreut hätten, die in der Hochsaison hier offenbar zu bekommen sind (wie wir uns haben sagen lassen).

Nicht Corona, sondern Koroni!

Nichtsdestoweniger macht Koroni einen sehr angenehmen Eindruck auf uns. Durch die Küstenlage und die damit anfallenden Luftströmen geht es hier übrigens ganzjährig relativ windig zu. Koroni ist auf unserer Route über den Peloponnes ein ganz besonderes Zwischenziel, denn wir lassen Charles für insgesamt 10 Tage ruhen und wohnen für diese Zeit in einer Ferienwohnung von Ninja’s ehemaligen Nachbarn. Wir nutzen die Zeit vor allem, um Organisatorisches zu klären: der Unfall mit James ist leider immer noch nicht endgültig geklärt; Nils stellt neue Wandbilder in seinen Onlineshop und wir waschen nach circa drei Wochen unterwegs unsere Wäsche. Darüber hinaus lässt das Wetter – wie bereits beschrieben – für Griechische Verhältnisse zu wünschen übrig. Üblicherweise sind es Ende Februar / Anfang März um die 20°C auf dem Peloponnes. In den zehn Tagen im Ferienhaus haben wir es allerdings vorrangig mit einstelligen Temperaturen zu tun und Wolken & Wind nötigen uns überwiegend dazu im Haus zu bleiben. An nur wenigen Tagen können wir die Sonne und damit Wärme tatsächlich ausschöpfen. Andererseits ist es definitiv angenehmer auf ~70qm zu hausen, als bei gleichem Wetter zehn Tage lang in Charles zu sitzen und ggf. sogar Stromschwierigkeiten zu bekommen, da unsere Solaranlage kaum Energie hätte erzeugen können. Von daher war dieser eher zufällige Gelegenheit für diesen Zeitraum genau das Richtige.

So schön es war das Wetter im Ferienhaus mehr oder weniger auszusitzen, so schön fühlte es sich wiederum an, mit Charles loszufahren und unsere eigentliche Europareise fortzuführen. Eines sei bis hierhin schon versprochen: Es warteten wirklich wunderschöne Landschaften und Örtchen auf uns.

Nach dem beschaulichen Koroni lag gleich zu Beginn unseres neuerlichen Starts die zweitgrößte Stadt des Peloponnes – Kalamata – vor uns. Bekannt dem ein oder anderen durch die „weltbekannten“ Kalamata-Oliven / das Olivenöl. Vor allem lecker sind sie 😉 Über die Stadt wollen wir gar nicht zu viel Worte verlieren. Ohne despektierlich sein zu wollen… es ist halt eine Stadt 😉 Typisch griechisch. Viel Trouble, laut, schmutzig. Natürlich gibt es auch hier ein, zwei schöne Ecken (die wir uns angeschaut haben), doch alles in allem bleibt es nun mal eine griechische Stadt.

Hang loose auf dem Peloponnes

In Skandinavien – vor allem Norwegen – hatten wir aufgrund der großen Nord-Südausdehnung bei gleichzeitig viel sehenswerten Orten/Landschaften ziemlich viel Zeit auf den Straßen von A nach B verbracht. Was sich für Skandinavien als richtig erwies, wollten wir in Griechenland bzw. generell im Jahr 2022 anders gestalten. Sprich: Weniger Autokilometer, dafür mehr „wir halten dort an, wo es uns gefällt und bleiben so lange wir wollen“. Ebendeshalb hielten wir an einsamen Buchten, die an die Malediven erinnern und an bzw. in Örtchen, die sich gerade erste für die kommenden Saison herausputzen.

Immer wieder bin ich darüber hinaus auch rein fotografisch von dieser Landschaft fasziniert und hatte allerhand zu tun. Neben den rein landschaftlichen Motiven gesellten sich auch immer wieder kleine, vermeintlich unspektakuläre Motive darunter. Dabei ist mir eine Fotoserie geglückt, die vermutlich zu den schönsten gehört, die ich jemals geschossen habe:

Unbekannte Schätze Griechenlands

Das Wetter tendierte im Lauf des März (mittlerweile sollten wir die Monatsmitte schon überschritten haben) nun wenigstens auf konstant zweistellige Temperaturen hin, sodass wir es uns nicht nehmen ließen eine Abkühlung in diesem natürlichen Steinpool zu „genießen“. Kleine Orte wie diese kennzeichnen die lange Küste der Halbinsel und vor lauter potenzieller Sehenswürdigkeiten können wir uns kaum entscheiden, wo wir nun wirklich aussteigen und ob, respektive wann wir weiterfahren. Das Besondere hieran ist abermals, dass wir diese „Schätze“ in 9 von 10 Fällen tatsächlich alleine genießen können. Nach wie vor bewegen wir uns in der absoluten Nebensaison und während die Algarve in Portugal mehr und mehr von Campern und Aussteigern übervölkert zu sein scheint (die portugiesische „Straßenverkehrsordnung“ wurde 2021 um einige, speziell Camper betreffende Artikel, erweitert, sodass nun mitunter Strafen von bis zu 36.000€ drohen, wenn dort ohne Genehmigung gecampt wird), treffen wir hier nur in Einzelfällen auf Gleichgesinnte.

Wie paradox und unbeständig das Wetter in diesen Tagen auf dem Peloponnes war, zeigte sich keine zwei Stunden später. Auf dem Weg nach Neo Itylo überquerten wir das Taygetos-Gebirge und staunten nicht schlecht, als Schneeflocken gegen die Windschutzscheibe rieselten. Zu unserer Freude hielt dieser Zustand nur kurz und wiederum dreißig Minuten später genossen wir die Sonnenstrahlen auf unseren Gesichtern am Stadtstrand von Neo Itylo.

Auf unserer Suche nach einem möglichen Stellpatz für die kommende Nacht führte uns die bereits erwähne App Park4Night erneut zu einem Ort mit beeindruckender Aussicht. An der Küste Agios Kiriakis wurden wir vom Gelb der Flora, dem Blau des Meeres und dem Gold der Sonne empfangen:

Wohlfühlen in Griechenland

Ihr könnt sicher verstehen, dass wir uns hier sehr wohl gefühlt haben 😉

Unserem Vorhaben, nicht so viele Straßenkilometer zu „sammeln“ kam auf dem Peloponnes definitiv entgegen, dass die Halbinsel schlichtweg verhältnismäßig klein ist. Keine 25 Kilometer vom gerade erwähnten Platz entfernt sollte unser nächstes Ziel, der zweitsüdlichste Punkt des europäischen Festlandes (nach der Meerenge von Gibraltar) liegen. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir überdies eine wahre Geisterstadt – Vathia. Einst Heimstätte von Piraten, geriet dieser Ort zunehmend in Vergessenheit, sodass zum Ende des 20. Jahrhunderts hier nur noch elf Einwohner permanent wohnten. Mittlerweile ist selbst diese Zahl offenbar deutlich zu hoch gegriffen. Vathia befindet sich seit 1976 unter Denkmalschutz der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr zur Erhaltung und Entwicklung traditioneller Siedlungen, was dazu führte, dass einige Wohntürme (die das architektonische Ortsbild prägen) zu Hotels oder Pensionen umgebaut wurden. Leider, so mussten wir feststellen, scheint die beeindruckende und pittoreske Lage jedoch nur bedingt wertschöpfend zu sein. Wir konnten nicht einen wirklich ansehnlichen Wohnturm ausmachen. Vielmehr scheint auch dieses Örtchen dem gleichen Schicksal zum Opfer zu fallen, wie die vielen vielen(!) anderen Skeletthäuser, die zwar zu bauen angefangen, aber aus finanzieller Not nicht weitergebaut wurden. Unser Fazit: Wenn hier ein Investor/in Geld in die Hand nehmen und alle verfallenen Türme und Gebäude zu einer großen Anlage umbauen würde, könnte man diesen Ort retten und zu (altem?) Glanz verhelfen. Was meint ihr?:

Der südlichste Punkt Griechenlands - Kap Tenaro

Nun aber zum (fast) „Ende der europäischen Welt“. Dem Leuchtturm bei Kap Tenaro. Wie so oft schlugen wir unser sinnbildliches Lager am Vorabend auf und machten uns dann zur frühen Morgenstunde auf, diesen nicht weniger pittoresken Leuchtturm zu Fuß zu besichtigen. Ausgerüstet mit Stirn- bzw. Taschenlampe wanderten wir gut 45 Minuten durch die Nacht, um letztlich mit diesem Sonnenaufgang belohnt zu werden:

Nun aber genug von uns für den Moment. Schließlich gilt es nun aus dem südlichsten Punkt Festland-Griechenlands wieder ein paar Meter in Richtung Norden zu fahren. Ob das Wetter dort wohl typisch-Griechisch sein wird?
Was auf euch im nächsten Blogartikel wartet? Städte, die auch in Italien sein könnten, gestrandete Schiffe, das historische Sparta uvm..

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